A13 für alle! Bericht über die Aktion

GEW-Kreisverbände Dill und Wetzlar

Besuch bei CDU MdL Steinraths und Müller | 15. November 2019

Ein angeregtes eineinhalbstündiges Gespräch über den Lehrerberuf, Schulwirklichkeit und einheitliche Besoldungsstufen für alle Lehrkräfte hat eine 13-köpfige Delegation der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft mit den beiden CDU-Landtagsabgeordneten Jörg Michael Müller und Frank Steinraths geführt.

Unter dem Motto „A13 für alle!“ führt die Lehrergewerkschaft bundesweit eine Kampagne zur Gleichstellung der Lehrkräfte an Grundschulen mit denen an anderen Schulformen durch. Um klarzumachen, „wohin die Reise auch in Hessen zu gehen hat“, haben die GEW’ler den Mandatsträgern der schwarz-grünen Regierungskoalition ein Köfferchen mit Kartenmotiven aus Bundesländern wie Sachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein überreicht, wo die Lehrerbesoldung inzwischen von A 12 auf A 13 angehoben wurde.

„Wenn Hessen den Grundschullehrern nicht entgegen kommt, wird es Abwanderungen in andere Bundesländer geben. Das gefährdet die Grundschulbildung. Und hier werden die Grundlagen für Wissenserwerb und den sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft gelegt“, argumentierte der Wetzlarer GEW-Kreisvorsitzende und stellvertretende Gesamtpersonalratsvorsitzende Jens Hormann.

Die beiden CDU-Politiker brachten ihre Wertschätzung für die pädagogische Arbeit an den Grundschulen zum Ausdruck. Die Position, wonach an Grundschulen „eh nur Plus und Minus gerechnet wird“ und das Studium kürzer sei als in anderen Lehrämtern, machten sie sich ausdrücklich nicht zu eigen. „Das Ganze ist für uns eine Frage der finanziellen Ressourcen und der Schwerpunktsetzung in der Bildungsplanung“, entgegnete MdL Müller. Der finanzielle Mehraufwand bei Erfüllung der GEW-Forderung betrage jährlich 70 Millionen Euro. Das gebe die Haushaltslage nicht her. „Unsere Priorität besteht darin, dass wir hunderte zusätzliche Stellen für den Mehrbedarf an Sozialarbeit an Schulen schaffen und die Schulleitungen bei Verwaltungsarbeiten personell unterstützen“, positionierten sich die beiden CDU-Abgeordneten.

„Wertschätzung hat natürlich mit angemessener Entlohnung zu tun, das sollten Sie als die Spielregeln des Kapitalismus bejahende Partei doch wissen“, wurde Müller und Steinraths entgegnet. „Wir Grundschullehrerinnen sind ‚Mutterkühe‘, wir geben in unserem Job alles, müssen aber auf die Bremse treten, um nicht krank zu werden“, warf eine Lehrerin aus Leun ein.

„Die Dringlichkeit der Probleme ist bei der Politik offenbar noch nicht angekommen. Die Zahl verhaltensauffälliger Grundschüler hat rapide zugenommen. Es wird erwartet, dass fehlende Erziehung im Elternhaus von uns zusätzlich zur Wissensvermittlung gestemmt wird. Der Papierkram ist überbordend, wir führen mit den Eltern Lernstandsgespräche, die oft eine Stunde dauern. Inklusion funktioniert überwiegend nicht, es mangelt in den Schulen an Sauberkeit und Hygiene. Die Putzdienste wurden outgesourced, Rückmeldungen laufen ins Leere“, monierten die Lehrkräfte.

Ein von Kultusminister Lorz (CDU) an den Grundschulen verteilter Brief mit der Bitte, die Landesbediensteten in Teilzeit möchten doch die Zahl der erteilten Wochenstunden erhöhen, um eine volle Unterrichtsabdeckung zu gewährleiten, wird von GEW-Mitglied Heike Köndgen (Grundschule Steindorf-Albshausen) als zynisch empfunden: „Wir entlasten uns selbst durch Teilzeit, um dem gewachsenen Druck nachkommen zu können. Das hat zur Konsequenz, dass uns das später bei der Rente fehlt. A13 für alle würde das abfedern.“

Eine symbolische Berechnung ihrer Benachteiligung bei der Besoldung hatte die Gewerkschaftsdelegation auch dabei: Ähnlich dem „National Overshoot-Day“ beim Ressourcenverbrauch wurde der 13. November als „erster Tag im Jahr 2019 mit unbezahlter Arbeit“ ermittelt. Frank Steinraths ist Mitglied des kulturpolitischen Ausschusses des hessischen Landtages. Er versprach, dort und in den Parteigremien die vorgetragenen Argumente anzuführen. Auch stehe er für weitere Gespräche und landespolitische Initiativen zur Verbesserung der Situation an den Schulen zur Verfügung.